Liliput Familienwelt
Auch Tochter sein ist nicht einfach - Tipp wie damit umgehen?
Hallo zusammen
Ich bin die Jüngste von drei Schwestern, nun 18 Jahre alt, meine Eltern sind getrennt seit ich neun Jahre alt bin. Meine Mutter hat BESTENS für uns gesorgt, hat 100% gearbeitet, musste eine hässliche Scheidung durchmachen und bekam praktisch keine Unterstützung von meinem Vater. In dieser Zeit hatte sie auch noch drei pubertierende Töchter zu Hause.
Nun bin ich im Februar ausgezogen, da meine älteren Schwestern auch bereits ausgeflogen waren. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter, wollte jedoch auf eigenen Beinen stehen und auch ihr mehr Freiraum schaffen, da sie sich nur noch nach mir gerichtet hat, da ich noch die einzige im Hause war.
Die erste eigene Wohnung, Freiheit und neue Möglichkeiten die da entstanden sind... Einfach unglaublich toll!
Mein Problem: Meine Mutter ist jetzt so unglaublich einsam. Ich bin Momentan noch in der Ausbildung, habe ein soziales Netzwerk das ich pflegen möchte und einen Freund der auch Zeit benötigt.
Meine Mutter hängt sehr an mir (auch an den anderen Schwestern), ruft ständig an, will immer alles wissen, erwartet, dass ich sie ständig besuchen komme und erzählt mir immer all ihre Sorgen... Es ist nicht so, dass ich ihr die Zeit nicht schenken möchte, ich möchte ihr so viel geben, da sie die beste Mama für mich war, aber ich kann einfach nicht! Es wird mir manchmal einfach zu viel...
Das schwierige daran ist für mich, dass sie mir immer Vorwürfe macht und ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht zu ihr komme, oder ihr sage, dass ich ihr nun nicht mehr alles erzählen muss. Auch will sie immer noch die Kontrolle und Macht über mich haben,( Schulische Leistungen, Budget, Beziehungsprobleme, Essen ) wenn ich ihr versuche das klar zu machen, kommt immer die Antwort, dass sie doch das Beste für mich will... Es ist ein Grad zwischen klammern und natürlichem Interesse an seiner Tochter.
Ich will ihr nicht weh machen, sie hat bereits genug schmerz erlitten, jedoch will ich auch mein eigenständiges Leben führen und dies mit gutem Gefühl!
Habt ihr einen Tipp wie ich mit dem umgehen könnte? Hab auch bereits das Gespräch mit ihr gesucht... Aber es hat nicht viel geholfen...
Danke
6 Antworten
Ich weiss, von was du sprichst. Genau das selbe habe ich mit meiner Mutter durchgemacht. Immer sollte ich für sie da sein, sonst hat auch sie mir ein schlechtes Gewissen eingeredet. Obwohl ich meine Mutter über alles liebte, konnte ich nicht nur für sie da sein. Denn ich hatte eine Familie, Kinder und einen Job. Ich kann dir nur den Tip geben, lebe dein Leben wie du es für richtig hälst. Du bist eine Erwachsene Frau und hast auch dein eigenes Leben. Deine Mutter muss das akzeptieren, am anfang wird es sicher schwer sein für sie, aber du wirst sehen sie wird sich damit abfinden. So war es auf jedenfall bei. Und denk immer daran... Man hat nur ein Leben, darum sollte man es so leben, wie man es für richtig hält ! Und du bist ja trotzdem noch für deine Mutter da. Ich hoffe, dass deine Mutter dich eines Tages versteht.
Meine frage wäre hat deine Mutter viele gute soziale Kontakte? Denn dies ist sehr wichtig für sie. Denn dann wird sie sich nicht mehr so an dich klammern. Du musst einen Abstand schaffen auf eine liebevolle Art.Versuch ihr zu sagen, dass du dreimal die Woche anfrufst, und dann erzählst du wirklich nur das, was dir Freude bereitet. Lade sie doch abund zu in deine Wohnung ein, zu einenguten Abendessen, vielleicht mit deinem Freund zusammen, dass sie merkt du liebst sie wirklich noch, aber du willst deine Freiheit, weil du ja auch sehr gefordert bist.
Das wäre auch mein Rat an Dich. Mach mit ihr einen Ausflug und sprich in Ruhe mit ihr darüber. Vielleicht kannst Du ihr auch Tipps geben, wie sie allgemein zu mehr sozialem Kontakt kommt. Wenn man Jahrelang nur Arbeit und Kinder hatte, kann man schon in ein tiefes Loch fallen, wenn etwas weg fällt.
1 Kommentar
Vielen Dank für die Antwort.
Ja ich kann mich gut in meine Mutter hinein versetzen und sie durch das auch so gut verstehen...
Durch das ich dies alles mal los wurde, konnte ich das eigentliche Problem in Worte fassen und so konkretisieren.
Nun habe ich einige tolle Möglichkeiten erhalten um das ,, Problem`` zu lösen- auch motiviert es mich!
Ich will ja, dass es wider ein angenehmes Verhältnis wird...
Hallo,
als Mutter von ausgeflogenen Kindern mit überstandenem Ablösungsprozess kenne ich den Konflikt den du beschreibst gut und von beiden Seiten. Die Jüngsten sind am Schwierigsten gehen zu lassen, denn spätestens wenn gar kein Kind mehr im Haus ist heisst es, sich wirklich wieder um eine Gestaltung des eigenen Lebens zu kümmern. Was recht schwierig sein kann, weil man es in all den Jahren irgendwie verlernt hat...
Diese Übergangszeit kann einige Jahre dauern und man fühlst sich in dieser Zeit oft alleine, ob mit oder ohne Partner, denn auch ein Partner ersetzt einem diese wunderbare Beziehung zu den Kindern nicht. Es ist also alles ganz natürlich, was du beschreibst. Deine Mutter fühlt sich, wie man sich als eine Mutter fühlt, die sehr viel für ihre Kinder getan hat und deine Mutter wird nach und nach ein neues Leben für sich finden. Mütter sind zäher als du denkst
Du bist eine wunderbare Tochter, das spricht aus jeder deiner Zeilen, und es hilft deiner Mutter enorm, dass sie um die gute Beziehung welche die Kinder zu ihr haben weiss. Alles andere wird sich fügen, es dauert ein paar Jahre. Wenn du möchtest, ruf sie zwei, drei Mal die Woche an, erzähl ihr ein wenig von dir, was du so erlebst (natürlich nur das, was du erzählen willst), und lass sie ein wenig von sich erzählen. Kürzere Telefongespräche sind besser als längere. Es geht darum, dass sie weiss wie es dir geht, das sie ein Gefühl dafür bekommt, wie du dich so "metzgest" in deinem neuen Leben. Das beruhigt sie und sie kann entspannter vermehrt an sich denken. Du kannst auch mit deinen Geschwistern einen kleinen "Besuchsplan" machen, damit sie jede Woche oder jede 2. Woche mal einen Besuch von einem ihrer Kinder hat. Es braucht da nichts Grossartiges. Ein gemeinsames Mittagessen, ein miteinander geschauter Tatort oder ein kleiner Ausflug zum Kafitrinken ist schon wunderbar. Dazu die regelmässigen kurzen Anrufe von euch und sie ist wird ihr neues Leben bald anfangen zu geniessen.
Viel Glück euch!
1 Kommentar
Es ist so beruhigend zu hören, dass dies alles ein normaler Lauf der Zeit und ein gemeinsamer Prozess ist.
Ich danke allen, die sich die Zeit genommen haben, um mich zu beruhigen.
Auch gibt es mir die Motivation, es wirklich anzuschauen und nicht nur frustriert darüber zu sein wie es ist.
Es gibt Möglichkeiten wie das wider ins Gleichgewicht kommt, sogar einige!
Liebe junge Frau
Ich will Dir nicht die Hoffnung nehmen, aber.... die Sache zwischen mir (51!) und meiner Mutter ist genauso. Es gibt Menschen die können, WOLLEN nur glücklich sein wenn sie gebraucht werden.
Und dann sind wir als Töchter machtlos. Dann kann, wenn überhaupt, nur eine Therapie helfen. Aber eine solche haben die "verlassenen" Mütter natürlich nie nötig, nur die undankbaren Töchter.
Musste lange lernen, auch in etlichen Therapien, dass ich nicht für das Glück meiner Mutter verantwortlich bin. Klingt hart, aber nur so konnte ich atmen und letztendlich meine eigene Familie gründen und Kinder grossziehen.
Ich umarme Dich in Verbundenheit und wünsche Dir (und Deinem Mami) nur das Allerbeste.
Hallo,
Ich verstehe deine Lage wirklich gut! Für eine Mutter ist es wirklich schwierig, sich von den Kindern zu trennen, du noch dazu wenn man ohne Partner dasteht. (Ich spreche aus Erfahrung) Aber ich hätte einen guten Tipp für dich. Du kennst deine Mutter sicherlich gut, und weisst was sie gerne macht. Schenke ihr zu Weihnachten doch einen Gutschein für einen Sportkurs, Stricken, Malen, Tanzen ect. dort kann sie neue Kontakte knüpfen und ihre eigenen Interessen ausleben. Wenn sie etwas zu tun hat, ist ihr auch nicht langweilig und sie kommt auf andere Gedanken. Sie trifft sich mit neuen Leuten ect. Das täte ihr sicherlich ganz gut und sie würde nicht mehr so an dir klammern und selbst wieder ein neues Leben aufbauen...
Hoffe ich konnte dir helfen, und ich wünsche dir noch vie Glück!
Sina