Hi Aargauerin, es war mir natürlich bewusst, dass ich mir mit meinen Ansichten und deren Mitteilung Ärger mit der hier zahlreich vertretenen Kindergärtnerinnenfraktion einhandle. Gerne gebe ich Dir aber Antwort, weshalb ich zu meiner - selbstverständlich nicht allgemein gültigen - Meinung gelangt bin.
Wir hatten zwei Kindergärtnerinnen. Eine sehr junge, top motivierte und jetzt eine Ältere. Die junge Kindergärtnerin bot einen wahnsinnig abwechslungsreichen Unterricht, jedes Quartal hatte ein Thema, dass äusserst facettenreich, anschaulich und lebendig vermittelt wurde. Ich denke besser lässt sich Kindergartenunterricht gar nicht machen. Sie hatte ein grosses Verständnis für die jüngeren Kinder, empfand vieles als Altersgerecht und war auch weniger penetrant, im Sinne, dass die Kinder eine Aufgabe zu 100% zu einem fixen Zeitpunkt umzusetzen hatten. Der Unterricht beinhaltete mehrmals pro Woche Ausflüge (in den Wald, das Museum, den Bauernhof usw.). Ich denke, dass ist eine Erscheinung der Zeit, dass den Kinder heute wahnsinnig viel geboten werden soll. Während einige Eltern genau dies wahnsinnig lobten, empfand ich es als etwas viel, gerade für die kleinen Kinder. Unser Sohn war am Wochenende jeweils derart ausgepowert, dass er das Haus partout nicht mehr verlassen wollte.
Die jetzige Kindergärtnerin ist von der alten Schule. Obschon auch jedes Quartal sein Thema hat, wirkt die Umsetzung fad. Es sind meist drei erwachsene Personen anwesend sind (1 Kigä und zwei Supporterinnen) aber es bleibt keine Zeit, Kinder die etwas mehr Mühe haben etwas zu unterstützen. Anscheinend gelangt unser Sohn mit etwas Unterstützung auch zu guten Resultaten. Vielleicht ist das auch etwas meine schuld, weil ich so gar keine Bastelmutti bin. Ich gehe viel lieber an die frische Luft. Unterforderung ist in unserem Fall nicht das Thema (es würde viel besser klingen :-). Es ist einfach ein sehr junges Kind mit einer noch kleinen Konzentrationsspanne. Was sich mit den vielen grossen Bastelarbeiten "beisst". Das erste Beispiel der Kindergärtnerin war eine riesen Blume (A3), welche die Kinder mit der Stanzmaschine ausstanzen mussten - nach dem ersten Blütenblatt hat unserer resigniert und die Lösung war dann, dass andere Kinder ihm helfen durften. Er braucht unterdessen anscheinend schon viel Zuspruch um an eine Aufgabe zu gehen und wenn es dann nicht gleich klappt fehlt der "Biss" dran zu bleiben. Er kann seinen Namen schreiben, zählt bis 20 ist sozial tiptop integriert, völlig unauffällig, schaut selber auf seine Sachen und ist ein leidenschaftlicher "Bauer". Mit Lego, Klicks usw. baut er stundenlang im grössten Frieden seine Projekte. Gemäss Jahreskontrollen und der Kinderärztin auch völlig unauffällig. Trotzdem bekommt er jetzt diverse Therapien um den fixen Lernzielen näher zu kommen und in der Schule nicht gleich mit einem grossen "Gap" zu starten - denn dort geht es ja dann wirklich los. Natürlich steht ein drittes Kigajahr bereits im Raum, aber ich frage mich wirklich zunehmend, ob mit einem dritten Jahr nicht noch mehr kaputt gemacht wird. Mir würde das Konzept der Montessorischulen zusagen. Aber 30'000 Schulgeld jährlich schüttel ich auch nicht gerade aus dem Ärmel.
Die Kindergärtnerin weiss vom Koller, das geht bei uns so weit, dass er morgens kaum aus dem Haus zu kriegen ist, oder "Bauchschmerzen" vorflunkert um nicht gehen zu müssen. Hat sie aber nichts weiter dazu gesagt. Zur letzten Frage: Daheim behalten wollte ich ihn weil ich gemerkt habe, dass er noch sehr jung ist und auch wusste, was im Kiga auf ihn zukommt. Beim grösseren Kind war das kein Thema, dass war bereit, brauchte mehr "Futter" als ich zuhause bieten konnte.
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Hui, jetzt komme ich als Kigä z`gumpe: Tiara, das hast Du toll und sehr treffend geschrieben und sehr gut argumentiert!! Hast Du das auch so den Lehrpersonen vermittelt? Wissen die, dass Dein Kind daheim kollert wegen dem Kindergarten? Hast Du es auch mal unter dem Apsekt "Unterfoderung" betrachtet? Ueberrascht? Guck mal mit dieser Brille hin. Und warum wolltest Du ihn daheim behalten? LG
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Schön, liebe Sandra, gibt es Menschen wie Dich.
Mein Sohn kam mit vier Jahren in den Kindergarten. Da er ein grosses Geschwisterchen hat, wollte er unbedingt auch gehen, ansonsten hätte ich ihn definitiv noch ein Jahr daheim behalten. Nach zwei Jahren Kindergarten ist die Ernüchterung nun gross. Mit dem Projekt Harmos wurden die Kinder beim Kindergarteneintritt deutlich jünger, im Kindergartenalltag selbst, den Bewertungen, den Strukturen, besonders aber beim den Ansprüchen (Erwartungen) der Kindergärtnerinnen blieb aber vieles, wenn nicht alles, beim alten. Mein vierjähriges Kind musste beispielsweise wie alle anderen, z.T. deutlich älteren Kinder, Formen für eine Girlandenkette ausschneiden. Und davon nicht eine oder zwei, nein, für eine anständige Girlande braucht es natürlich sieben Stück. Wenn dann der (entwicklungsbedingte völlig logische) Durchhänger kommt, und dass Kind nicht mehr mag und jammert, und Form Nummer 5,6 und 7 in der Folge nicht mehr schön exakt ausgeschnitten sind, so wird dies dem Kind als "Mangel" angelastet. Es fehle an Durchhaltewillen, Motivation und Freude am Ergebnis wurde im Elterngespräch festgehalten. Nicht ein einziger positiver Punkt stand da, beispielsweise, dass er im sozialen Vorhalten absolut unproblematisch und gar sehr fürsorglich ist. Mit dem Resultat, dass ich nach zwei Jahren täglichen, andauernden kleinen Misserfolgen, ständigem Zwang das diese Aufgabe für alle Kinder gilt und jetzt sofort genau so von jedem Kind ausgeführt werden muss, nun einen 5 Jährigen daheim habe, der am Kindergarten absolut keine Freude mehr hat, und bei allem und jedem sagt, er kann das nicht, die anderen können alles viel besser, etc. Beste Voraussetzungen für den baldigen Schulstart, oder? Anstatt das man hingesehen hätte, was ein Kind gut kann, mein Sohn baut beispielsweise mit grosser Freude und grossem Eifer Legotechnics zusammen für Kinder ab 12 und das ganz alleine, hat also wie jedes Kind auch ganz tolle Stärken. Aber in unserem heutigen System haben alle Kinder am Tag x genau die selbe Aufgabe zu lernen. Ob sie in ihrer Entwicklung bereit sind für diese Aufgabe interessiert niemanden.
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Aha und so so. Irgendwas beisst sich aber beim Ganzen irgendwie.
Jetzt ganz konkret: Für was wird er denn therapiert??
Mangelnde Feinmotorik? Dann könnte er nicht so toll Lego bauen!
Will er lieber spielen, ist es das?
Wahrnehmumg?
Es gibt Kinder, die machen nur Dinge gern, die sie wirklich interessieren und für sie Sinn machen. Ist es das?
Wäre er begeisteter könnte er zum Beispiel ein Funkgerät basteln?
Das A und O von allem ist immer die Integration in der Kindergruppe. Fehlt es da etwa auch?
Es gibt Kinder, die haben das Gefühl, sie müssen alles schon können und trauen sich nicht Fehler zumachen. Andere könnten auslachen- Zum Beispiel war meine scheue Tochter so eine. Sie musste lernen, dass es manchmal ein Ueben braucht. Ist es das?
Konzentration lernen- ehrlich, mir widerstrebt so eine Aussage total. Darum habe ich hier auch geschrieben. Und ebenso habe ich grosse Mühe, wenn Kinder den Unterricht nicht gern besuchen. Kinder sind eigentlich in dem Alter neugierig.
Ich bohre so nach wegen seinem interessiert sein und Willen aus einem bestimmten Grund: Es kann sein, dass ihm das Schulische gefällt und er total aufblüht. Ebenso kann es sein, dass wenn er keinen Druck mehr spürt und ihm ein Jahr mehr gegönnt wird, dass er dann aufblüht. Weil andere Kinder plötzlich auf gleicher Stufe stehen wie er.
Sei froh habt ihr noch die Möglichkeit eines dritten Kindergartenjahres, in vielen Gemeinden ist es nicht mehr vorhanden.
Was meint denn Dein Sohn zu allem?
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Besten Dank Aargauerin. Ich muss morgen antworten, heute reicht es nicht mehr.
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Wir hatten zwei Kindergärtnerinnen. Eine sehr junge, top motivierte und jetzt eine Ältere.
Die junge Kindergärtnerin bot einen wahnsinnig abwechslungsreichen Unterricht, jedes Quartal hatte ein Thema, dass äusserst facettenreich, anschaulich und lebendig vermittelt wurde. Ich denke besser lässt sich Kindergartenunterricht gar nicht machen. Sie hatte ein grosses Verständnis für die jüngeren Kinder, empfand vieles als Altersgerecht und war auch weniger penetrant, im Sinne, dass die Kinder eine Aufgabe zu 100% zu einem fixen Zeitpunkt umzusetzen hatten. Der Unterricht beinhaltete mehrmals pro Woche Ausflüge (in den Wald, das Museum, den Bauernhof usw.). Ich denke, dass ist eine Erscheinung der Zeit, dass den Kinder heute wahnsinnig viel geboten werden soll. Während einige Eltern genau dies wahnsinnig lobten, empfand ich es als etwas viel, gerade für die kleinen Kinder. Unser Sohn war am Wochenende jeweils derart ausgepowert, dass er das Haus partout nicht mehr verlassen wollte.
Die jetzige Kindergärtnerin ist von der alten Schule. Obschon auch jedes Quartal sein Thema hat, wirkt die Umsetzung fad. Es sind meist drei erwachsene Personen anwesend sind (1 Kigä und zwei Supporterinnen) aber es bleibt keine Zeit, Kinder die etwas mehr Mühe haben etwas zu unterstützen. Anscheinend gelangt unser Sohn mit etwas Unterstützung auch zu guten Resultaten. Vielleicht ist das auch etwas meine schuld, weil ich so gar keine Bastelmutti bin. Ich gehe viel lieber an die frische Luft. Unterforderung ist in unserem Fall nicht das Thema (es würde viel besser klingen :-). Es ist einfach ein sehr junges Kind mit einer noch kleinen Konzentrationsspanne. Was sich mit den vielen grossen Bastelarbeiten "beisst". Das erste Beispiel der Kindergärtnerin war eine riesen Blume (A3), welche die Kinder mit der Stanzmaschine ausstanzen mussten - nach dem ersten Blütenblatt hat unserer resigniert und die Lösung war dann, dass andere Kinder ihm helfen durften. Er braucht unterdessen anscheinend schon viel Zuspruch um an eine Aufgabe zu gehen und wenn es dann nicht gleich klappt fehlt der "Biss" dran zu bleiben. Er kann seinen Namen schreiben, zählt bis 20 ist sozial tiptop integriert, völlig unauffällig, schaut selber auf seine Sachen und ist ein leidenschaftlicher "Bauer". Mit Lego, Klicks usw. baut er stundenlang im grössten Frieden seine Projekte. Gemäss Jahreskontrollen und der Kinderärztin auch völlig unauffällig. Trotzdem bekommt er jetzt diverse Therapien um den fixen Lernzielen näher zu kommen und in der Schule nicht gleich mit einem grossen "Gap" zu starten - denn dort geht es ja dann wirklich los. Natürlich steht ein drittes Kigajahr bereits im Raum, aber ich frage mich wirklich zunehmend, ob mit einem dritten Jahr nicht noch mehr kaputt gemacht wird. Mir würde das Konzept der Montessorischulen zusagen. Aber 30'000 Schulgeld jährlich schüttel ich auch nicht gerade aus dem Ärmel.
Die Kindergärtnerin weiss vom Koller, das geht bei uns so weit, dass er morgens kaum aus dem Haus zu kriegen ist, oder "Bauchschmerzen" vorflunkert um nicht gehen zu müssen. Hat sie aber nichts weiter dazu gesagt.
Zur letzten Frage: Daheim behalten wollte ich ihn weil ich gemerkt habe, dass er noch sehr jung ist und auch wusste, was im Kiga auf ihn zukommt. Beim grösseren Kind war das kein Thema, dass war bereit, brauchte mehr "Futter" als ich zuhause bieten konnte.
Hast Du das auch so den Lehrpersonen vermittelt? Wissen die, dass Dein Kind daheim kollert wegen dem Kindergarten?
Hast Du es auch mal unter dem Apsekt "Unterfoderung" betrachtet? Ueberrascht? Guck mal mit dieser Brille hin. Und warum wolltest Du ihn daheim behalten? LG
Mein Sohn kam mit vier Jahren in den Kindergarten. Da er ein grosses Geschwisterchen hat, wollte er unbedingt auch gehen, ansonsten hätte ich ihn definitiv noch ein Jahr daheim behalten.
Nach zwei Jahren Kindergarten ist die Ernüchterung nun gross. Mit dem Projekt Harmos wurden die Kinder beim Kindergarteneintritt deutlich jünger, im Kindergartenalltag selbst, den Bewertungen, den Strukturen, besonders aber beim den Ansprüchen (Erwartungen) der Kindergärtnerinnen blieb aber vieles, wenn nicht alles, beim alten.
Mein vierjähriges Kind musste beispielsweise wie alle anderen, z.T. deutlich älteren Kinder, Formen für eine Girlandenkette ausschneiden. Und davon nicht eine oder zwei, nein, für eine anständige Girlande braucht es natürlich sieben Stück. Wenn dann der (entwicklungsbedingte völlig logische) Durchhänger kommt, und dass Kind nicht mehr mag und jammert, und Form Nummer 5,6 und 7 in der Folge nicht mehr schön exakt ausgeschnitten sind, so wird dies dem Kind als "Mangel" angelastet. Es fehle an Durchhaltewillen, Motivation und Freude am Ergebnis wurde im Elterngespräch festgehalten. Nicht ein einziger positiver Punkt stand da, beispielsweise, dass er im sozialen Vorhalten absolut unproblematisch und gar sehr fürsorglich ist. Mit dem Resultat, dass ich nach zwei Jahren täglichen, andauernden kleinen Misserfolgen, ständigem Zwang das diese Aufgabe für alle Kinder gilt und jetzt sofort genau so von jedem Kind ausgeführt werden muss, nun einen 5 Jährigen daheim habe, der am Kindergarten absolut keine Freude mehr hat, und bei allem und jedem sagt, er kann das nicht, die anderen können alles viel besser, etc. Beste Voraussetzungen für den baldigen Schulstart, oder?
Anstatt das man hingesehen hätte, was ein Kind gut kann, mein Sohn baut beispielsweise mit grosser Freude und grossem Eifer Legotechnics zusammen für Kinder ab 12 und das ganz alleine, hat also wie jedes Kind auch ganz tolle Stärken.
Aber in unserem heutigen System haben alle Kinder am Tag x genau die selbe Aufgabe zu lernen. Ob sie in ihrer Entwicklung bereit sind für diese Aufgabe interessiert niemanden.
Jetzt ganz konkret: Für was wird er denn therapiert??
Mangelnde Feinmotorik? Dann könnte er nicht so toll Lego bauen!
Will er lieber spielen, ist es das?
Wahrnehmumg?
Es gibt Kinder, die machen nur Dinge gern, die sie wirklich interessieren und für sie Sinn machen. Ist es das?
Wäre er begeisteter könnte er zum Beispiel ein Funkgerät basteln?
Das A und O von allem ist immer die Integration in der Kindergruppe. Fehlt es da etwa auch?
Es gibt Kinder, die haben das Gefühl, sie müssen alles schon können und trauen sich nicht Fehler zumachen. Andere könnten auslachen- Zum Beispiel war meine scheue Tochter so eine. Sie musste lernen, dass es manchmal ein Ueben braucht. Ist es das?
Konzentration lernen- ehrlich, mir widerstrebt so eine Aussage total. Darum habe ich hier auch geschrieben. Und ebenso habe ich grosse Mühe, wenn Kinder den Unterricht nicht gern besuchen.
Kinder sind eigentlich in dem Alter neugierig.
Ich bohre so nach wegen seinem interessiert sein und Willen aus einem bestimmten Grund: Es kann sein, dass ihm das Schulische gefällt und er total aufblüht. Ebenso kann es sein, dass wenn er keinen Druck mehr spürt und ihm ein Jahr mehr gegönnt wird, dass er dann aufblüht. Weil andere Kinder plötzlich auf gleicher Stufe stehen wie er.
Sei froh habt ihr noch die Möglichkeit eines dritten Kindergartenjahres, in vielen Gemeinden ist es nicht mehr vorhanden.
Was meint denn Dein Sohn zu allem?