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Schön, dass es Menschen wie Sie gibt, welche nicht nur das Negative sehen in einem Kind, nur weil es einfach anders ist. Ich selber habe eine nun 22 jährige Tochter, welche als "spezielles Kind" bezeichnet werden konnte. Ich wusste schon bald, dass meine Tochter anders war als viele andere Kinder. Ich akzeptiere dies und habe mich bemüht, auf sie einzugehen. Dies hat auch geklappt, als sie dann in die Schule kam, hat sich alles verändert. Sie stiess immer irgenwo an. Ich wurde darauf aufmerksam gemacht und sie wurde hundert mal abgeklärt. Alle haben etwas anderes gesagt und niemand konnte helfen. Ich war nicht diejenige, welche sogenannte Hilfe angefordert hat. All diese Abklärunge haben nur noch ein grösseres Chaos verursacht. Meine Tochter bekam nun zusehends mehr Mühe mit sich und anderen, welche "anders" waren. Heute ist sie ernsthaft krank: Diagnose manisch depressiv mit einem Borderline. Ja sie fügt sich immer wieder Verletzungen zu, wenn alles nicht so läuft, wie sie es sich vorstellt und die anderen sich dies eben genau nicht so vorstellen können, dass es auch so klappt. Ich habe viel gelesen über die Krankheit und auch über das "Hochsensibel-Sein". Könnte alles zutreffen......Es ist sehr schwierig für ein Kind, wenn er "nur" ein wenig anders ist und dadurch auffällt. So wird es "Aussenseiter" durch die Lehrer, welche nicht umgehen können damit und alles nur noch schlimmer machen durch 100x abklären und so....uns als Eltern keine Chance lassen, das Kind einfach einmal aufwachsen zu lassen so wie es ist.....Kindern sollte man Grenzen setzen, aber wir sollten sie auch leben und sich entwickeln lassen und nicht schon so früh in ein Leben eingreiffen. Anders ist dies bei "wirklichen" Krankheiten, welche das Leben des Kindes gefährden.Übrigens, wenn ein Kind sich anpassen muss, dann wird es wirklich krank. Dann kommen unweigerlich körperliche Syndrome zum Zug, wie dauernde Bauchschmerzen usw. immer wieder, bis man es fast nicht mehr glauben will....und plötzlich ist es doch Blinddarm.....Probiert die Kinder so zu lassen und für sie dazusein, dh anwesend zu sein und sie nicht immer anderen Personen zu überlassen. Klar wenn man arbeiten muss, ist dies nicht zu verhindern.
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Genau, in welchem Jahrhundert leben wir denn? In einem Jahrhundert wo es immer schlimmer wird. Klar, die Eltern heutzutage sind sensibilisierter als früher, etwa durch die Medien, Kinderärzte/Ärzte, Beratungen, andere Eltern, Bücher etc. Auf der einen Seite ist dies durchaus positiv (Förderung des Kindes, die Eltern lernen den Umgang mit der Situation und gehen auf das Kind ein) und nicht so wie es bei dir gelaufen ist. Früher ist man weniger bis gar nicht auf das Kind eingegangen. Da herrschten andere Töne. Die Töne der Eltern. Das Kind hatte kein Gewicht, was es sagte oder fühlte. Was das für gewisse Kinder ein Leidensweg bis ins Erwachsenenleben war. Zum Glück entwickelten sich viele gut. Das Positive: Die Kinder konnten dazumals noch Kinder sein. Sie durften sich noch ausleben.

Heute dürfen sie immer weniger Kinder sein. Mein Sohn ist ein aufgeweckter quirliger und temperamentvoller Bub mit ebenerwähnter Wahrnehmungsstörung. Das wirkt sich leider auf das Verhalten aus. So stosse ich auf grosses Unverständnis - böse Blicke ernte ich oder dumme Kommentare, wenn er einfach schreit in der Öffentlichkeit, wenn er laut ist, wenn er einfach herumrennt im Laden, weil er halt nicht immer bei mir sein kann. Oder er rastet einfach aus dem Nichts aus. Dabei wissen die Leute nicht, was wirklich los ist und reagieren völlig daneben. Meine 2 jährige Tochter, die immer brav und ruhig ist (sie ist ein sehr ruhiger Typ), wird von allen Seiten gelobt, er nicht. So sind die Leute. Traurig, aber wahr. Die Leute fordern ja lammfromme Kinder. Die Gesellschaft will es so! Deshalb folgen immer mehr Abklärungen und Therapien, die Kinder müssen immer perfekter sein resp. werden, sonst werden sie nicht erwünscht resp. geduldet! Das tut mir sehr weh, denn mein Bub ist ein sehr liebenswerter gefühlsvoller und sehr sensibler Mensch, ein wunderbares Kind! Das Problem mit dem Staubsauger haben wir natürlich schon längst gelöst.

In der Ergotherapie lernt nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern werden geschult wie mit der Wahrnehmung umzugehen. Wie du geschrieben hast, staubsaugen, wenn das Kind nicht da ist oder eben Kopfhörer aufsetzen etc. ist genau falsch. Man muss das Kind damit konfrontieren. Heute hilft er mir mit staubsaugen. Nicht lange aber immerhin. Das Geschrei ist weg. Er schaut mir sonst einfach zu. Anfangs wusste ich einfach nicht, was das ist, warum er so ist. Ich meine von Wahrnehmungsstörungen habe ich noch nie gehört. Wie denn, meine 3 anderen Kinder hatten nie ein solches Problem. Und allwissend ist ja niemand. Nein, das grösste Problem ist die heutige Gesellschaft, der Umgang mit den Kindern, die nicht in die Schablone passen wie jetzt halt meiner und andere auch. Die Ärzte sagen sogar heute schon (und er ist erst 4), er sei nicht reif für den Kindergarten. Er bräuchte eine heilpädagogische Begleitung, sonst schafft er das nicht. Also Zeit haben, haben die 4 jährigen heute auch nicht mehr.

Die Zeiten haben sich drastisch geändert. Vor 10 Jahren war das nämlich auch noch nicht so. Bei unserem Block wurde sogar ein Verbot ausgesprochen, dass die grosse Wiese nicht mehr für Kinder benutzbar ist wegen den alten Leuten, weil es für sie ein zu grosser Lärm ist. Ja, so werden die Kinder vertrieben, Kinder dürfen sich nicht mehr austoben, weil sie lärmig sind. Dort ist noch eine Schaukel und die wird nun abgenommen! So weit sind wir schon! Aber nun zu der obersten Frage zurück: In meinen Augen reichen Fachbücher und Elternnotruf nicht, da muss der Kinderarzt zu Rate gezogen werden, der weiss am besten, wie weiter. Denn das Kind braucht Hilfe/Förderung und die Eltern auch, um mit der Situation umgehen zu können und dem Kind gerecht zu werden. Viel Erfolg dazu, es kommt gut, wenn man daran arbeitet!
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Wunderbar!
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Was für ein schöner, nachdenklicher Kommentar liebe liebelle. Danke dafür.