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Als ich für unser erstes Kind eine Krippe suche sah ich mir einige Krippen an. Bei vielen Krippen empfand ich die Räumlichkeiten, besonders aber den Umgang mit den Kindern lieblos. Da waren grosse, kalte Räume und in diesen hockten einige Kinder, beschäftigten sich mit irgendwas und irgendwelche Praktikanten wuselten irgendwas, aber es fehlten die Gefühle, die zu einer angenehmen, herzlichen Atmosphäre führen. Das zeigte sich dann auch in den Details. Viele Krippen haben ihre Konzepte, zum Beispiel "wir gehen jeden Tag raus" usw. Aber meist werden die Kinder einfach zwei Stunden "rausgeschleipft", damit dieser Punkt abgehackt ist. Die kleinsten Hüpfer hocken dann in riesigen Zwillingswagen, ohne Decke oder Kinderwagensack, tragen weder Mützen noch Handschuhe, gescheite Kleidung und Schuhe trägt auch kaum eines, der Rotz läuft aus der Nase, dass jedem klar ist, dass dem Kind den ganzen Tag noch keiner die Nase abgewischt hat und an der Hand werden noch zwei grössere Kinder nachgezogen, das eine plärrt, dass andere ist still und apathisch. Wären die Eltern mit den Kindern unterwegs würden sie die Kinder einpacken, würden ihr Kind tragen wenn es müde ist, es trösten wenn es weint, sich mit ihm auseinandersetzen, es müsste nicht bloss funktionieren, weil die Gruppe um 16.00 wieder in der Krippe sein muss, weil der Zvieri ansteht. Aus diesen Gründen wirkte das für mich in den meisten Fällen lieblos und gestresst und kaum emphatisch. Und an so einem Ort wollte ich mein Liebstes nicht lassen.
Ich fand dann aber eine ganz herzige Krippe, mit nur 11 Plätzen. Da waren die Räumlichkeiten in einem Einfamilienhaus, mit Gärtchen, und die ganze Einrichtung, die Gestaltung der Räume, die Betreuung (zwei Inhaberinnen und zwei Praktikanten) war derart liebevoll und herzlich, dass ich mich für diese entschied. Am Ende waren die Inhaberinnen aber zu lieb und trauten sich nicht gegen Eltern durchzusetzen, die dauernd ihre kranken Kinder "abluden", sodass wir den Platz wieder kündigten.
Bei der Spielgruppe hatte ich ebenfalls nochmals Glück, eine Vollblut-Italienerin die eine Spielgruppe derart herzlich führte, dass man dachte, man gib das Kind der Oma ab. Die wurden geherzt, geknuddelt, verwöhnt, bespasst, gekitzelt, bemalt - unbeschreiblich. Jedes Mal ein anderes Programm. Man spürte einfach, dass diese Frau die Kinder und ihren Job richtig liebt und von ganzem Herzen ausführt.