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Liebe Juliette,

das klingt ja nach einem sehr heiklem Thema. Dennoch möchte ich Dir meinen Rat ans Herz legen.

Ich selbst habe so etwas schon eimal erlebt, zwar nicht am eigenem Leib, jedoch in meiner Familie. Es war schier identisch mit deiner Beschreibung.
In dem Fall möchte ich Dir folgendes sagen:

Als aller Erstes möchte ich sagen, dass ich Dich da sehr gut verstehe Juliette. Was du da erleben musst ist nicht schön. Und ich bin mir ziemlich sicher, auch wenn ich dich nicht kenne, dass du dies nicht verdient hast. Doch solltest Du, auch wenn es schwer und unfair klingen mag, einmal aus der Perspektive deines Mannes denken. Es kann nämlich durchaus sein, dass dein Mann sich gar nicht bewusst ist, wie du dich dabei fühlst, und blind vor Liebe zu seinem Sohn ist.
Verstehe mich nicht falsch, dass ist keine Entschuldigung dafür, was du ertragen musst.
Jedoch ist diese Erkenntnis der erste Schritt für das folgende:
Falls, du es noch nicht versucht hast, wäre es aus meiner Sicht sehr ratsam, deinen Freund nach einem 4-Augen-Gespräch zu bitten. Dort sollten "Du-Botschaften" jedoch vermieden werden (auch wenn es schwer fallen mag).
Am besten du machst es wie folgt:
1. Du schilderst deinem Freund, was in letzter Zeit abgelaufen ist (wenn möglich ohne Vorwürfe)
2. Gleichzeitig sagst du dabei, wie du dich fühlst und gefühlt hast (dabei)
3. Dass du das alles anderes als schön findest
4. Dabei aber auch erwähnen, dass du ihn verstehst, dass er seinen Sohn liebt, jedoch dies so nicht geht und du das nicht tolerieren möchtest und kannst
5. Geh dann mit Vorsicht genauer auf seinen Sohn ein
6. Gib ihn Zeit nachzudenken und warte auf eine Reaktion
(ab jetzt ist es nur eine Vermutung)
7. wenn er dies tut, frag ihn höflich ob er nicht mit seinem Sohn reden könnte und ein Machtwort sprechen könnte, dass es so nicht geht
8. wenn er darauf positiv reagiert, warte ab

--> Das wäre der Idealfall.

Wenn es, Gott bewahre, nicht der Fall seien sollte, und er es trotz eines Gespräches (ohne Vorwürfen) nicht verstehen oder akzeptieren kann, dann beende vorerst das Gespräch und gib ihn eine kurze Zeit zum Nachdenken (ein Paar Stunden).
Sollte dann jedoch immer noch nichts positives geschehen seien, so ist, meiner Kenntnis nach dies der wohl einzige Weg:

Stelle ihm ein Extrem. Zum Beispiel:
1. Du schilderst ihm wd. was passiert ist
2. Sagst, wie du dich dabei gefühlt hast
3. Dass er das, wenn es so ist, nicht verstanden hat
4. Du dass aber nicht akzeptieren wirst
5. Extrem: Ich weiß nicht ob ich mir mit dir dann noch eine Beziehung vorstellen kann, wenn du das nicht einziehst

(das ist besser als: Entweder ich oder...)

Wenn das auch nicht hilft, denke ich, weißt du die Antwort ...

Ich hoffe ich konnte dir da helfen Juliette. Ich möchte aber an dieser Stelle noch einmal anmerken, dass ich dies aus eigener Erfahrung und eigenem Wissen so geschrieben habe und vllt. andere etwas anderes raten würden, ich jedoch der Meinung bin, dass dies der richtige Weg ist.

Liebste Grüße & viel Erfolg
Jens

1 Kommentar

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Zuerst mal an alle hier; ich danke von ganzem Herzen, die gut gemeinten und von Herzen kommenden Tipps, Ermunterung, mir entgegengebrachtes Verständnis und auch die Kritik. Wie aber bereits erwähnt, kann man in einem solchen Forum nicht immer detailliert das beschreiben, wie es tatsächlich bei uns zu Hause abgeht. Wer mich kennt, weiss, dass ich ein sehr geduldiger und von Natur aus liebenswerter Mensch bin. Ich würde als Letzte etwas tun, was dem Jungen oder anderen schaden würde.

Nun, zu Dir lieber Jens75

Ich finde es ganz toll für Deine Worte, die Du mit Bedacht gewählt hast. Nun, die beiden Situationsanalyse und auch die dazu gestellten Fragen finde ich sehr passend. Nur ich hab das alles hinter mir.
Es ist NICHT die blinde Liebe von meinem Mann zu seinem Sohn, sondern die Hilflosigkeit, allen gerecht zu werden. Dazu muss ich erwähnen, dass mein Mann eine ganz schlimme Ehe von 10 Jahren mit seiner Ex-Frau hatte, die Mutter seines Sohnes und diese ihm das Leben wirklich zur Hölle machte.
Als Unbeteiligte Person, weil ich erst 2 Jahre später nach seiner Trennung von seiner Frau meinen Mann kennen gelernt habe, geht es für mir ähnlich wie Euch, wenn ich oder Jemand einen Beitrag hier im Forum schreibt, und sich ein Bild davon machen muss.

Ich höre nur von allen Seiten meines Mannes, von den Schwiegereltern, von seinem Bruder und seiner Frau und allen Bekannten von ihm, wie schlimm und extrem bös seine Ex-Frau war. Das hat natürlich die Sympathie zu seinem Sohn nicht gestärkt, sondern in mir eher eine Antisympathie ausgelöst. Ausserdem auch ein mütterlicher Beschützerinstinkt für meine 15 monatige alte Tochter. Denn der Junge lebt ja 80% bei der Mutter. Und wenn diese so bös ist, wie sie von allen beschrieben wird, dachte ich auch, dass der Junge bös sein muss. (Wahrscheinlich erhalte ich für diese Bemerkung wieder x Daumen runter) Doch bevor man über mich urteilt, ich bin Diejenige, die am wenigsten etwas für ihre Gefühle kann.
Ich habe mit meinem Mann schon ein paar mal gesprochen. Doch was mein Mann lernen muss, dass nicht immer nur alles schwarz/weiss ist im Leben. Mein Mann müsste als Erstes seinem Sohn wieder auf das Neue begegnen, weil er ihn 2 Jahre nicht sehen durfte, müsste er die Bindung wieder zu ihm festigen. Ich kann dem Sohn nicht das ersetzten, was ihm fehlt, dazu kenne ich ihn zu wenig und ich sehe ihn zu selten. Jedoch habe ich beschlossen, dass wir eine Familientherapie machen und jeder dem Andern offen sagen kann, was man sich wünscht! Ich denke, wir sind auf dem besten Weg.

LG Juliette